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Darum geht es

Bei der Radioligandentherapie bindet ein radioaktives Medikament (Radioligand) zielgerichtet an Prostatakrebszellen. Nach Bindung und Aufnahme des Radioliganden ins Zellinnere zerstört dieser die Tumorzellen durch Strahlung „von Innen“. Entfernt liegendes Gewebe bleibt weitestgehend geschützt. Die Radioligandentherapie kann bei Patienten mit metastasiertem hormonresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) die Tumoren und Metastasen zielgerichtet zurückbilden oder das Wachstum bremsen.

Sichtbar sind zwei Hände, die einen Infusionsbeutel vorbereiten.
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Steckbrief Radioligandentherapie

  • Behandlung bei mCRPC nach bestimmten Vortherapien (ARPI und Taxan-basierte Chemotherapie)
  • Voraussetzung: ein bildgebendes Verfahren, in der der Biomarker PSMA (siehe Abb. 1) auf Krebszellen und Metastasen nachgewiesen wurde (PSMA-PET/CT)
  • Zielgerichtet: radioaktives Medikament, das selektiv Prostatakrebszellen im Körper ansteuert und dort durch Strahlung bekämpft. Kann damit sowohl gegen den Tumor als auch gegen Metastasen in Knochen, Organen oder Lymphknoten wirken1,2
  • Mögliche Therapieziele: Krankheitsfortschritt verzögern, Leben verlängern, Lebensqualität verbessern oder erhalten (individuell für jeden Patienten)

Radioaktives Medikament mit gezielter Wirkung

Was ist ein Biomarker?

Ein Biomarker ist ein Merkmal im Blut oder in Gewebeproben, welcher gemessen und bewertet werden kann. Ein klassisches Beispiel ist die Körpertemperatur als Biomarker für Fieber. Ein wichtiger Biomarker beim metastasierten hormonresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) ist das prostataspezifische Membranantigen (PSMA). Die Bildgebung von PSMA im Körper kann Ihrem*Ihrer Ärzt*in dabei helfen, die Eignung für eine Radioligandentherapie zu beurteilen.

Bei der Radioligandentherapie, auch Endoradiotherapie genannt, kommt ein radioaktives Medikament zum Einsatz. Das Medikament, auch Radioligand oder Radiopharmakon genannt, setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen:2

  1. Das sogenannte Radionuklid gibt radioaktive Strahlung mit kurzer Reichweite ab und kann damit Krebszellen schädigen.
  2. Der sogenannte Ligand, der die Prostatakrebszellen erkennt und zielgerichtet daran bindet. 

 

PSMA ist ein biologisches Merkmal (Biomarker)

Zellen sind von einer Membran wie eine Haut umgeben. Der Ligand erkennt eine spezifische Struktur auf der Membran von Prostatakrebszellen. Diese Struktur ist ein Eiweiß namens PSMA (Prostata-spezifisches-Membranantigen). Das PSMA befindet sich in großen Mengen auf der Membran von Prostatakrebszellen (Abb. 2). Da der Ligand und das PSMA auf der Krebszelle wie Schlüssel und Schloss zusammenpassen, können mit der Radioligandentherapie gezielt die Prostatakrebszellen erreicht werden.

So funktioniert die Radioligandentherapie beim mCRPC2

Auf der Zeichnung ist Gewebe mit Krebszellen zu sehen, die das Eiweiß PSMA aufweisen. Radioliganden reichern sich an.
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Es ist eine Krebszelledargestellt, an der Radioliganden in der Hülle (Zellmembran) sitzen und auch innerhalb der Zelle sind.
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Es sind drei Krebszellen dargestellt. In zwei Zellen sind radioaktiv strahlende Radioliganden. Die Strahlung erreicht auch die dritte Zelle.
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  1. Die Radioliganden reichern sich nach Verabreichung als Infusion über die Armvene im Tumorgewebe und in den Metastasen an, da diese vermehrt PSMA auf der Zelloberfläche besitzen (Abb. 1a).
  2. Die Radioliganden passen wie ein Schlüssel ins Schloss an das PSMA auf der Oberfläche der Prostatakrebszellen. Daraufhin werden die Radioliganden in das Innere der Krebszellen aufgenommen (Abb. 1b).
  3. Die radioaktive Strahlung kann Schäden im Erbgut der Krebszellen verursachen, wodurch diese absterben. Die Strahlung reicht im Tumorgewebe ca. zwei Millimeter weit und kann auch benachbarte Krebszellen zerstören. Gesundes Gewebe wird jedoch weitgehend verschont (Abb. 1c).

Voraussetzungen für eine Radioligandentherapie

Für eine Radioligandentherapie muss zuvor festgestellt werden, ob PSMA auf Krebszellen nachweisbar ist. Dafür werden spezielle bildgebende Untersuchungen durchgeführt.2,3 Es ist möglich, dass Sie für die Untersuchung zu einer weiter entfernten Klinik/Einrichtung fahren müssen oder Sie längere Wartezeiten für einen Termin erwarten, da nicht jede Klinik/Einrichtung über ein solches Gerät verfügt. Der Nachweis des PSMA-Status ist jedoch entscheidend, damit Sie und Ihr*e Ärzt*in eine Radioligandentherapie in Erwägung ziehen können.

Wenn durch die Untersuchung Krebszellen mit entsprechendem PSMA-Besatz im Körper nachgewiesen wurden, können Sie und Ihr*e Ärzt*in besprechen, ob eine Radioligandentherapie für Sie infrage kommt.­­ Für eine Radioligandentherapie müssen noch einige Bedingungen erfüllt sein, über die Sie Ihr*e Ärzt*in informiert.

Zu den Kriterien gehört vor allem: 1,3,5

Ein Patient sitzt auf der Liegefläche eines MRT-Gerätes und unterhält sich mit einem Arzt.
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Durchführung und Strahlenschutz bei der Radioligandentherapie

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Die Therapie wird per Infusion in einer Klinik mit nuklearmedizinischer Station verabreicht.Patienten verbringen mindestens die ersten beiden Tage nach der Verabreichung im Krankenhaus.3

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Die Radioligandentherapie wird in Zyklen verabreicht. Zwischen mehreren Gaben des Medikaments in bestimmten Zeitabständen liegen Pausen.

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Zur Kontrolle des Therapieverlaufs erfolgt außerdem eine bildgebende Untersuchung (z. B. SPECT/ PET/CT).3,4

Strahlenschutzmaßnahmen während der Radioligandentherapie

Die Radioliganden zerfallen schon nach wenigen Tagen in nicht-strahlende Teilchen. Dadurch belasten sie den Körper nicht allzu lange. Der Großteil der radioaktiven Stoffe wird über den Urin ausgeschieden.1

Auf der nuklearmedizinischen Station und im Anschluss zu Hause werden besondere Maßnahmen getroffen, um die Strahlenbelastung für Patienten und deren Mitmenschen so gering wie möglich zu halten.

Theragnostik – einfach erklärt

Vielleicht sind Sie dem Begriff Theragnostik bereits begegnet und möchten gern verstehen, was es damit auf sich hat.

Was ist Theragnostik?

Der Begriff „Theragnostik“ setzt sich aus den Worten „Therapie“ und „Diagnostik“ zusammen. In der Nuklearmedizin bezieht sich Theragnostik auf den Ansatz, bei dem sowohl diagnostische als auch therapeutische Maßnahmen mithilfe von radioaktiven Substanzen kombiniert werden. Das bedeutet, dass man mit denselben oder ähnlichen Biomarkern sowohl die Erkrankung bildlich darstellen (diagnostizieren) als auch behandeln (therapieren) kann.

Im Kontext der PSMA-Radioligandentherapie von Prostatakrebs könnte das so aussehen:

  1. Diagnostik: Ein radioaktiv markiertes Molekül, das spezifisch an Prostatakrebszellen bindet (PSMA), wird in den Körper injiziert. Mithilfe von bildgebenden Verfahren (PSMA-PET/CT) kann dann die Verteilung dieses Moleküls im Körper anhand der ausgesendeten Strahlung untersucht werden. Krebszellen, die dieses Molekül aufgenommen haben, werden auf den Bildern sichtbar.
  2. Therapie: Ein ähnliches oder dasselbe Molekül (PSMA), das aber mit einem anderen, therapeutisch wirksamen radioaktiven Isotop markiert ist, wird verwendet, um die Krebszellen gezielt zu bestrahlen und abzutöten. 

Ein Vorteil der Theragnostik ist, dass sie eine personalisierte Medizin ermöglicht. Das bedeutet, dass die Behandlung auf den einzelnen Patienten zugeschnitten werden kann, basierend auf den diagnostischen Ergebnissen. Wenn beispielsweise die Diagnostik zeigt, dass sich der Krebs an bestimmten Stellen im Körper ausgebreitet hat, kann die Therapie gezielt auf diese Stellen ausgerichtet werden.6

Ausführlichere Informationen über die Nuklearmedizin und ihre Rolle in der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen finden Sie auf www.nuclearmedicineandyou.com.

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Quellen:

  1. Krebsinformationsdienst. Prostatakrebs – Bestrahlung bei Prostatakrebs. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/therapie/bestrahlung.php. Abgerufen am 14.07.2023.
  2. Klinikum der Universität München. Therapie von metastasierten Prostata-Tumoren mit Lu-177-DKFZ-617. http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Klinik-und-Poliklinik-fuer-Nuklearmedizin/de/therapiestation/Therapie-von-boesartigen-Prostataerkrankungen/PSMA/index.html. Abgerufen am 14.07.2023.
  3. Klinik für Nuklearmedizin der Charité, Universitätsmedizin Berlin. PSMA-Radioligandentherapie. https://nuklearmedizin.charite.de/leistungen/stationaere_behandlungen/psma_radioligandentherapie/. Abgerufen am 18.07.2023.
  4. Universitätsklinikum Tübingen. Nuklearmedizin und Klinische Molekulare Bildgebung – PSMA-Therapie. https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/einrichtungen/kliniken/radiologie/nuklearmedizin/therapie/psma-therapie. Abgerufen am 20.07.2023.
  5. Kratochwil C, Fendler WP, Eiber M, Hofman MS, Emmett L, Calais J, Osborne JR, Iravani A, Koo P, Lindenberg L, Baum RP, Bozkurt MF, Delgado Bolton RC, Ezziddin S, Forrer F, Hicks RJ, Hope TA, Kabasakal L, Konijnenberg M, Kopka K, Lassmann M, Mottaghy FM, Oyen WJG, Rahbar K, Schoder H, Virgolini I, Bodei L, Fanti S, Haberkorn U, Hermann K. Joint EANM/SNMMI procedure guideline for the use of 177Lu-labeled PSMA-targeted radioligand-therapy (177Lu-PSMA-RLT). Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2023; 50(9): 2830-2845.
  6. Baum RP., Kulkarni HR. From Molecular Imaging Using Ga-68 Labeled Tracers and PET/CT to Personalized Radionuclide Therapy – The Bad Berka Experience. Theranostics 2012; 2(5): 437–447.